Berliner Schneller-Bauen-Gesetz bekommt Negativpreis
Jedes Jahr verleiht der Naturschutzbund Deutschland den „Dinosaurier des Jahres“ – ein Negativpreis, der rückschrittliche Umweltpolitik in den Fokus rückt. Für das Jahr 2024 geht die Trophäe. eine 2,6 Kilogramm schwere Nachbildung einer Riesenechse, an den Berliner Senat.
Der NABU hat den Negativpreis „Dinosaurier des Jahres 2024“ an den Berliner Senat für das „Schneller-Bauen-Gesetz“ verliehen. Der Umweltverband kritisiert das Gesetz als rückschrittlich und sieht darin eine Gefahr für eine nachhaltige Stadtentwicklung und den Naturschutz in der Hauptstadt.
Kritik an „Schneller-Bauen-Gesetz“
Das Gesetz soll Bauvorhaben in Berlin beschleunigen, führt laut NABU jedoch zu erheblichen Eingriffen in geschützte Naturräume und einem massiven Verlust von Stadtgrün. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger betont: „Ja, die Wohnungskrise in Berlin braucht dringend Lösungen, aber das Schneller-Bauen-Gesetz setzt an den falschen Stellen an.“ Er kritisiert, dass Regelungen gestrichen werden, die für den Klimaschutz, die Artenvielfalt und die Lebensqualität in Städten unverzichtbar seien. Auch Melanie von Orlow, Geschäftsführerin des NABU-Landesverbands Berlin, warnt: „Der Berliner Senat suggeriert mit seinem Gesetz schnelle und praktikable Lösungen, die aber Natur und Mensch über Gebühr belasten.“ Ersatzmaßnahmen für zerstörte Grünflächen würden durch das Gesetz kaum noch kontrolliert oder könnten sogar entfallen.
Naturschutz und Stadtentwicklung
Der NABU erinnert daran, dass Grünflächen kein Luxus, sondern essenziell für die Zukunftsfähigkeit von Städten sind – insbesondere angesichts der Klimakrise. Rekordtemperaturen, Hitzeinseln und Starkregen führen in Berlin zu erheblichen Problemen wie schlechter Luft, vollgelaufenen Kellern und umgestürzten Bäumen. Das „Schneller-Bauen-Gesetz“ verschärfe diese Herausforderungen, so der NABU.
Rückschritt statt nachhaltiger Lösungen
Berlin habe ungenutzte Potenziale, so der NABU weiter. Auf bereits versiegelten Flächen könnten bis zu 75.000 Wohnungen entstehen, ohne dass weitere Grünflächen zerstört werden müssten. Städte wie Kopenhagen, Paris und Wien dienten als Beispiele für nachhaltige Stadtentwicklung, bei der Freiräume erhalten, Nachverdichtung sinnvoll umgesetzt und Bürgerinnen und Bürger stärker beteiligt würden. „Das Schneller-Bauen-Gesetz ist keine Lösung für die Zukunft, sondern ein Rückschritt in die Vergangenheit“, so Krüger.
Preisverleihung seit 1993
Der „Dinosaurier des Jahres“ wird seit 1993 vom NABU vergeben, um rückschrittliches Engagement in Umwelt- und Naturschutz zu kritisieren. Seit 2020 zeichnet der Preis keine Personen mehr aus, sondern Projekte oder Entscheidungen. Preisträger in den vergangenen Jahren waren unter anderem der „Deutschlandpakt“ der Ministerpräsidentenkonferenz und die Umweltkatastrophe an der Oder.
Quelle: NABU