Zahl der Baugenehmigungen weiter rückläufig
Die Bauwirtschaft in Deutschland steht vor einer zunehmenden Krise. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden im Zeitraum von Januar bis November 2024 insgesamt 193.700 Wohnungen genehmigt. Das entspricht einem Rückgang von 18,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Besonders betroffen sind Neubauten, in denen 158.000 Wohnungen genehmigt wurden – ein Rückgang von 21,8 Prozent. Die Genehmigungen für Einfamilienhäuser gingen um 22,1 Prozent zurück, für Zweifamilienhäuser um 12,7 Prozent und für Mehrfamilienhäuser um 22,4 Prozent. Die Bau-Branche schlägt Alarm und warnt vor weitreichenden Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft.
Bauwirtschaft sieht alarmierende Entwicklung
Laut einer aktuellen Mitteilung des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB) ist der Rückgang der Baugenehmigungen ein deutliches Zeichen für eine wachsende Unsicherheit in der Branche. Der Verband fordert dringend politische Maßnahmen, um gegenzusteuern. „Wohnungsbau ist Sozial- und Standortpolitik – das muss die neue Bundesregierung begreifen. Und zügig handeln, es bleibt nur wenig Zeit, den Motor für die (Bau)-Industrie anzuwerfen.“ so HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Es brauche dringend ein Marktumfeld, das langfristige Planungen ermögliche. Nur so schaffen wir künftig die Trendwende im Wohnungsbau und eine Bodenbildung bei den Genehmigungszahlen noch in diesem Jahr. „Denn nur was morgen genehmigt wird, wird übermorgen gebaut.“
Hohe Baukosten und Zinsen als Ursache
Als Hauptgründe für den Einbruch nennt der HDB die gestiegenen Baukosten und die hohen Zinsen. Viele potenzielle Bauherren und Investoren ziehen sich aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage aus Projekten zurück. Zusätzlich bremsen überbordende Bürokratie und Regulatorik die Innovationen im Wohnungsbau. Die Bundesregierung hatte bereits im vergangenen Jahr mehrere Förderprogramme für den Wohnungsbau auf den Weg gebracht Oppositionspolitiker werfen der Regierung Untätigkeit vor und fordern konkrete Schritte, um die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau zu verbessern. Auch aus den Reihen der Regierungskoalition gibt es Stimmen, die eine Verschlankung von Bürokratie und eine Stärkung von Förderprogrammen fordern.
Auch Sozialwohnungsbau betroffen
Auch der Sozialwohnungsbau ist betroffen: Die Zahl der Sozialmietwohnungen ist in den vergangenen zehn Jahren stark zurückgegangen. Gab es im Jahr 2014 noch rund 1,46 Millionen, so waren es Ende 2023 nur noch 1,07 Millionen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung (20/14409) auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke (20/13975) hervor. Die Bundesregierung weist in dem Statement darauf hin, dass der Bestand an Sozialmietwohnungen 2023 im Vergleich zum Jahr 2022 um gut 14.000 Wohneinheiten abgenommen habe: „Das ist der geringste Rückgang, seit der Bundesregierung die Daten vorliegen (2006).“ Im Jahr 2023 sei es darüber hinaus in sieben Ländern zu einem Anstieg beim Bestand an Sozialmietwohnungen gekommen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V, Deutscher Bundestag