Wie angekündigt, stellen wir Ihnen fortan mit der neuen Serie “Steckbriefe” die Autorinnen und Autoren hinter den Beiträgen vor. Heute, Frau Dr. Valeska Pfarr, Rechtsanwältin bei Menold Bezler Rechtsanwälte, Stuttgart. Sie ist auf das Vergaberecht spezialisiert, ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Beratung der öffentlichen Hand. Einen Überblick über die Beiträge von Dr. Pfarr finden Sie hier.
1. Warum haben Sie sich als Rechtsanwältin ausgerechnet für das Vergaberecht entschieden und wie sind Sie dazu gekommen?
Ich fand schon im Studium Europarecht und öffentliches Recht am interessantesten. Der Sprung zum Vergaberecht ist da nicht weit. Die Beratungspraxis ist durch die Vielseitigkeit und Schnelllebigkeit der Rechtsentwicklungen sehr abwechslungsreich. Von komplexen Großprojekten wie dem Bau eines Forschungseisbrechers oder kombinierten Planungs- und Bauvergaben, über die Beschaffung von Körperschutzanzügen für Minensucher bis hin zu Leistungen der Daseinsvorsorge wie Abfallentsorgung oder Reinigungsleistungen ist so ziemlich alles dabei. Wir beraten oft die öffentliche Hand und begleiten dabei von der Konzeption bis zum Zuschlag das gesamte Verfahren, dies nicht selten in Abstimmung mit wirtschaftlichen oder technischen Beratern. Es fordert schon ein gewisses Maß an Kreativität und Knowhow, eine nicht nur rechtssichere, sondern vor allem auch in wirtschaftlich-technischer Hinsicht zielführende Verfahrensgestaltung zu finden – mir macht das viel Spass!
2. Haben Sie es bereits bereut?
Nein.
3. Welchen Stellenwert nimmt die vergaberechtliche Beratung in Ihrer Kanzlei verglichen mit anderen Rechtsgebieten ein?
Das Vergaberecht gehört in unserer Kanzlei sicherlich zu einem der wichtigsten Bereiche. Das liegt nicht nur an den teils sehr im öffentlichen und politischen Fokus stehenden Mandanten auf ministerieller Bundes- und Landesebene. Als Full-Service Kanzlei beraten wir darüber hinaus auch gesamthaft, d.h. wir binden regelmäßig auch unsere Kollegen aus angrenzenden Rechtsbereichen, wie etwa dem privaten Baurecht, dem Architektenrecht, dem Immobilienrecht, dem Beihilferecht, dem IT-Recht, dem Arbeitsrecht, dem Vertrags- und Gesellschaftsrecht – um nur einige zu nennen – ein. Das sorgt natürlich auch intern für eine breite Wahrnehmung unseres Public Teams. Außerdem haben wir mit einem unserer großen Infrastrukturprojekte für das Bundesministerium für Bildung und Forschung den PLATOW Preis für das beste Rechtsberatungsprojekt 2011 erhalten. Auch dies hat unsere kanzleiinterne Reputation weiter gestärkt.
4. Wo sehen Sie den größten Beratungsbedarf?
Vor allem im Oberschwellenbereich und bei Vorhaben mit signifikanter Fördermittelfinanzierung, wenn der betreffende Auftraggeber oder Bieter keine eigene – ausschließlich für das Vergaberecht zuständige – Vergaberechtsabteilung hat.
5. Und wo den größten Reformbedarf?
Wir haben ja nicht unbedingt einen Mangel an Reformen im Vergaberecht. Sie bleiben allerdings oft an der Oberfläche – der Ruf nach struktureller Vereinfachung ist ja nicht neu. Zum Beispiel verstehe ich nicht, weshalb Bauvergaben unbedingt gesondert geregelt werden müssen oder was so schlimm an einem – transparent und wettbewerblichen geführten – Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb ist, dass man es dem Auftraggeber nicht völlig zur freien Disposition stellen kann. Stattdessen führt man lieber weitere Exklusivverfahren mit fragwürdigem Mehrwert für die Praxis ein, wie damals den wettbewerblichen Dialog und nun die Innovationspartnerschaft. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Umfang, in dem man die elektronische Vergabe einführt, nicht in der Praxis viele Anwender einfach überfordert – auch wenn ich den Vorstoß im Grundsatz für absolut überfällig halte.
6. Vergabeblog.de erreicht monatlich rund 20.000 Leser. Worin liegen für Sie die weiteren Vorteile gegenüber einer klassischen Fachzeitschrift?
Vergabeblog.de bietet eine sehr gelungene Mischung aus aktuellen vergaberechtlich relevanten Nachrichten und schnell zugänglichen Fachbeiträgen. Ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Fachmedien ist sicherlich, dass er kostenfrei und ohne Registrierung oder Anmeldung verfügbar ist.
7. Und nach Dienstschluss: Was treibt Sie jenseits des Vergaberechts um?
Wenn ich nicht gerade Vergabeblogbeiträge schreibe, bin ich gern mit meinem Freund im grünen Stuttgarter Umland unterwegs oder unternehme Städtetrips. Nach längerer Pause spiele ich zudem wieder Klavier und suche eine räumlich erreichbare A-Capella-Gruppe oder ein Vokalensemble, die noch einen Alt gebrauchen können – Hinweise nehme ich gern entgegen!
8. Kurz und knapp: Wenn Sie die folgenden Sätze vervollständigen könnten:
Vergabelog…
müsste man unbedingt erfinden, wenn es ihn nicht schon gäbe!
Vergaberecht…
bietet bei aller Formstrenge oft erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten zur Erreichung optimaler Vergabeergebnisse!
Der Beruf als Rechtsanwältin…
ist immer wieder spannend!
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