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Rückblick auf den 3. IT-Vergabetag am 26. April 2018: Nachhaltigkeit in der IT – ein mehrdimensionales Thema

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Am 26. April fand zum dritten Mal der IT-Vergabetag, die Fachtagung für öffentliche IT-Beschaffung des Deutschen Vergabenetzwerks (DVNW) statt.

Der IT-Vergabetag hat sich als Konferenz rund um die verschiedenen Themen der IT-Beschaffung in Deutschland fest etabliert. Mit über 200 Gästen kam die Veranstaltungsstätte in Berlin-Mitte an die Grenzen ihrer Kapazitäten. Völlig ausgebucht wurde es also gemütlich. Die bunte Mischung aus Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlichster Verantwortungsebenen von Vergabestellen der öffentlichen Verwaltung, der Wirtschaft, der Rechtspflege sowie der Politik, dem Verbandswesen und der Wissenschaft nutzte die Gelegenheit, neben dem abwechslungsreichen Vortragsangebot miteinander ins Gespräch zu kommen.

Der IT-Vergabetag hat sich in diesem Jahr an verschiedenen Stellen des Programms mit dem Thema Nachhaltigkeit in der IT auseinandergesetzt. Aber natürlich sollten auch andere aktuelle Themen, Problemfelder und Fragestellungen nicht zu kurz kommen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden dieses Jahr acht statt sechs Praxis-Workshops angeboten. 21 fachkundige Referentinnen und Referenten sowie die Fachausstellung mit Informationsangeboten zu Personalgewinnung, über Trends im Bereich Telefonie und Collaboration, innovativer und nachhaltiger Beschaffung, e-Vergabe, digitaler Medien bis zu Open Source sorgten für Abwechslung.

Nachdem Marco Junk, Geschäftsführer des Deutschen Vergabenetzwerks, den Tag im vollgefüllten Auditorium der Tagungszentrums der Katholischen Akademie in Berlin-Mitte eröffnet hatte, wurde es anschließend gleich fachlich. Thomas Fischer, Rechtsanwalt bei Waldeck Rechtsanwälte PartmbB und Mitglied in der EVB-IT Verhandlungsgruppe der IT-Wirtschaft, stellte den neuen EVB-IT Dienstleistung und die darin enthaltenen Neuerungen im Gegensatz zum Vorgängervertrag vor. Neben vielen vertragsrechtlichen Änderungen findet sich unter anderem, den aktuellen Erfordernissen entsprechend, auch eine technische No-Spy-Klausel im Vertragswerk.

(Thomas Fischer)

Ein besonderes Highlight des Tages folgte dann sogleich.

(Felix Zimmermann)

Felix Zimmermann, Abteilungsleiter der Zentralstelle IT-Beschaffung (ZIB) beim Beschaffungsamt des BMI, der auch zu Beginn der Veranstaltung die Keynote für den terminlich verhinderten Ernst Bürger vom Bundesministerium des Innern (BMI) übernahm, präsentierte die druckfrische neue UfAB 2018: Unterlage für Ausschreibung und Bewertung von IT-Leistungen (siehe Vergabeblog.de vom 02/05/2018, Nr. 36917). Eine Premiere der besonderen Art, stand die UfAB denn auch gleich um 10 Uhr pünktlich zum Download online zur Verfügung. Kaum gesagt, sah man sogleich die ersten Besucher ihr Smartphone zücken.

Felix Zimmermann erläuterte, dass die neue UfAB vollständig überarbeitet wurden und nun die aktuelle Rechtslage nach der letzten großen Reform im Ober- und Unterschwellenbereich des Vergaberechts berücksichtigen würden. Das über 600 Seiten starke Werk arbeitet mit vielen Grafiken und Checklisten. Dem Umfang ist es schließlich auch geschuldet, dass auf eine Druckversion verzichtet wird – ebenfalls ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, merkte Zimmermann an.

Die Podiumsdiskussion hatte sich dem Thema „Nachhaltige Beschaffung – Mehr als nur „Green IT“ – Was kann und sollte das öffentliche Beschaffungswesen jetzt leisten?“ verschrieben. Jan Buchholz vom DVNW diskutierte mit den Gästen über Nachhaltigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln.

(v.l.n.r. Dr. Ralph Hintemann, Uwe Peitz)

Keine Frage, den einen Begriff von Nachhaltigkeit gibt es nicht – was jedoch nicht dazu führen sollte, dass der Begriff in die Ecke missachtend gestellt wird. Diese Einigkeit konnte zwischen den Diskutanten schnell erzielt werden. Auch darüber, dass Nachhaltigkeit in der Beschaffung von IT-Leistungen immer noch zu wenig Beachtung findet, war man sich weitgehend einig. Schließlich handelt es sich bei der Definition von Nachhaltigkeitskriterien um einen sensiblen Bereich. Es wurde deutlich, dass Nachhaltigkeitsanforderungen, wie bespielweise ein grünes Rechenzentrum oder ein nachhaltiges Smartphone mit nichtverklebten Akkus äußerst komplexe Themen sind.

Die fortschreitende Digitalisierung der Verwaltung lässt den Bedarf an Rechenzentrumskapazitäten steigen, gleichzeitig werden bereits viele Rechenzentren effizienter, im Sinne eines wirtschaftlich attraktiven und ökologisch verantwortungsbewussten Betriebes betrieben. Jedoch gibt es auch hier immer noch viel Nachholbedarf, führte Dr. Ralph Hintemann (im Bild oben links) vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit aus. Insbesondere valide und wirklich verlässlich messbare Kriterien zu entwickeln, sei die große fortwährende Aufgabe.

Marina Köhn, Umweltbundesamt (im unteren Bild links), merkte an, dass die Auslastung der Server in Deutschland immer noch zu gering sei. Hier liege viel ungenutztes Potential, während andernorts neue Rechenzentren errichtet würden.

Insgesamt sollte es in der Nachhaltigkeitsdebatte für die Beschaffung von ITK-Leistungen darum gehen, so wenig natürliche Ressourcen zu beanspruchen wie möglich. Die Produkte sollen sich durch eine ressourcenschonende Produktion, eine lange Nutzungsdauer sowie eine gute Reparatur- und Recyclingfähigkeit auszeichnen. Dabei verwies sie darauf, dass auch der Ressourcenverbrauch von Softwareprodukten durchaus messbar und bewertbar gemacht werden könne. Das Umweltbundesamt arbeite bereits an einem Kriterienkatalog zur Softwarebewertung und würde diesen demnächst vorstellen, so Köhn.

(v.l.n.r. Marina Kröhn, Peter H. Ganten)

Nachhaltige Softwarebeschaffung war dann auch für Peter H. Ganten (im Bild rechts), Vorstand der OSB Alliance – Open Source Business Alliance e.V., das Stichwort, darauf zu verweisen, dass Nachhaltigkeit von Softwarelösungen sich eben auch dadurch auszeichne, dass man sie lange mit unterschiedlichen Partnern in der Pflege und Weiterentwicklung einsetzen kann. Quelloffene Software könne diese Langzeitperspektive häufig besser als proprietäre Lösungen bieten, da jederzeit ein Wechsel auf Seiten des Auftragnehmers möglich sei.

Uwe Peitz, Leiter des Fachbereichs Ausschreibung beim IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) in Berlin, war derjenige in der Runde, der in der operativen Verantwortung der IT-Beschaffung für eine Vielzahl von Bedarfsträgern steht. Er konnte deutlich machen, wie schwer der Spagat zwischen den Vorstellungen der vielen unterschiedlichen Bedarfsträger und den mannigfaltigen Möglichkeiten Nachhaltigkeitskriterien in die Vergabe zu bringen tatsächlich sein kann.

Die Anzahl der Gütezeichen und Nachhaltigkeitskriterien, die für Beschaffungen nutzbar gemacht werden können, ist nicht klein. Die Diskussion und Anmerkungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern machten derweil auch deutlich, dass die Beschäftigung mit dem Thema und die Umsetzung auch von den begrenzten personellen Kapazitäten in vielen Vergabestellen abhängig ist – denn diese braucht schlicht Zeit und Wissen.

Und so fasste Jan Buchholz vom DVNW zusammen: „Eines ist hier und in den vielen Diskussionen und Beiträgen bei uns im DVNW immer wieder erkennbar, es mangelt in der Regel nicht an dem Willen einzelner in den Vergabestellen, sich umweltbewusst und wirtschaftlich zu verhalten. Es stimmen sehr häufig die Verantwortlichkeiten nicht. Diejenigen, die über Nachhaltigkeit politisch in den Institutionen bedarfstechnisch zu entscheiden hätten, ducken sich nicht selten weg, wenn es darum geht den Vergabeverantwortlichen eindeutige und prüfbare Anforderungen und Kriterien an die Hand zu geben.“.

Um den Zuhörerinnen und Zuhörern im Fachpanel Recht den stets notwendigen rechtlichen Input zu geben, trug York Burow (Bild unten), Vorsitzender der Vergabekammer Schleswig-Holstein, die aktuelle Rechtsprechung zur IT-Beschaffung vor.

(York Burow)

Unter dem Titel „Produktspezifische Ausschreibungen: Produktvorgaben unter dem Gesichtspunkt der Risikominimierung“ spannte sein Kollege Matthias Steck (Bild unten), Vorsitzender der Vergabekammer Südbayern, den Bogen von den gesetzlichen Anforderungen bis hin zur jüngeren Rechtsprechung. Für viele Hörerinnen und Hörer ein wichtiges Thema der täglichen Beschaffungspraxis, was auch die Anzahl an Nachfragen und Statements verdeutlichte.

(Matthias Steck)

Und so war ein langer und inhaltsstarker Konferenztag dann auch zu Ende. Die Zeit reichte wie so häufig nicht aus, um alle Fragen noch zu beantworten. Züge mussten erreicht werden und vielen Besucherinnen und Besuchern war nach einem vollgepackten Konferenztag anzumerken – irgendwann ist auch genug.

Das Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmern wie auch der Ausssteller fiel erfreulich positiv aus. Sowohl einige Gäste als auch Aussteller äußerten den Wunsch, den IT-Vergabetag etwas später starten zu lassen und mit einer Abendveranstaltung auf einen zweiten Tag auszudehnen. Wir prüfen diese Möglichkeit. Eines steht jedoch in jedem Fall fest, wir sehen uns zum 4. IT-Vergabetag 2019 in Berlin wieder. Nähere Informationen dazu lesen Sie rechtzeitig auf www.it-vergabetag.de und natürlich hier im Vergabeblog.

Schon gewusst? Im Mitgliederbereich des Deutschen Vergabenetzwerks (DVNW) finden Sie zu dem Thema den Fachausschuss: „ITK-Beschaffung„, in dem spannende Fragestellungen rund um die IT-Beschaffung diskutiert werden. Noch kein Mitglied? Zur kostenlosen Mitgliedschaft geht es hier.

Beachten Sie, dass am 25. und 26. Oktober 2018 das Jahreshauptevent, der 5. Deutsche Vergabetag, im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Berlin stattfindet. Weitere Informtionen zu Programm & Anmeldung finden Sie unter www.deutscher-vergabetag.de/.

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