Vergabeblog

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Neue Formate des Deutschen Vergabenetzwerks (DVNW) jenseits des Vergaberechts in Kooperation mit Prof. Hill, Staatsminister a.D.

HillDas Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW) richtet seit vielen Jahren Kongresse und Seminare zur öffentlichen Beschaffung aus. 2023 erweitern wir unser Angebot: Gemeinsam mit Prof. Hermann Hill, Staatsminister a.D., richten wir den Blick auch auf andere Themen, die das Verwaltungshandeln bestimmen, wie Innovation und Führung (zur Tagungsübersicht). Hill war Mitglied des Sachverständigenrates „Schlanker Staat“ der Bundesregierung und verschiedener Kommissionen zur Verwaltungsreform auf Bundes- und Landesebene. Er war u.a. Mitveranstalter der Qualitätswettbewerbe der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer. Zu Fragen rund um die neuen Formate steht er Vergabeblog zur Verfügung. Das Gespräch führte Marco Junk vom Deutschen Vergabenetzwerk (DVNW).

Junk: Herr Prof. Hill, am 16./17.März 2023 veranstaltet das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW) unter Ihrer fachlichen Leitung eine neue Tagung zum Thema „Gute Führung und Zusammenarbeit“. Sie trägt den Untertitel „Gute Führung in Zeiten der Transformation“. Was bedeutet Transformation?

Hill: Beim 9. Deutschen Vergabetag am 17./18. November 2022 sowie bei der Tagung „Die Kultur des Vergaberechts“ am 19./20. Januar 2023 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) angekündigt, ein Vergaberechts-Transformationspaket vorzulegen. Mit Transformation sind grundlegende Veränderungen von Struktur und Kompetenzen gemeint, die Verwaltungen dazu befähigen sollen, sich noch besser auf die neuen Herausforderungen, die sich insbesondere durch den Ukraine-Krieg ergeben haben, einzustellen. Ziel einer Transformation des Vergaberechts ist es, neben der Nutzung des Einkaufsvolumens der öffentlichen Hand zur Umsetzung politischer Ziele wie Umwelt- und Klimaschutz oder Förderung von Mittelstand und Start-ups, vor allem, Vergabeleistungen schnell sowie ziel- und funktionsgerecht zu erbringen bei gleichzeitiger Einhaltung der rechtlichen Anforderungen. Dadurch könnte das Vergaberecht zum Reallabor der Transformation werden und wichtige Impulse für die Transformation der Verwaltung insgesamt liefern.

Junk: Welche Rolle spielt dabei die Führung?

Hill: Aufgabe der Führung ist es, das Vergaberecht auf diese Weise zur bestmöglichen Erfüllung der Verwaltungsaufgaben einzusetzen. Das beinhaltet etwa, die Zusammenarbeit von Fachabteilungen und Beschaffungsstellen frühzeitig im Hinblick auf den Vergabezweck zu organisieren und die Mitarbeitenden in den Vergabestellen bei ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen. Die Führungstätigkeit hat so auch Einfluss auf die Kultur des Vergaberechts.

Ebenso ist gute Führung insgesamt eine wichtige Voraussetzung für gelingendes Verwaltungshandeln und engagiertes und verantwortungsbewusstes Handeln der Mitarbeitenden. Dies zeigt, dass es folgerichtig ist, wenn das Deutsche Vergabenetzwerk den Themenbereich seiner Tagungen vom Vergaberecht zum allgemeinen Verwaltungshandeln erweitert, um auf diese Weise einen eigenen Beitrag zur Transformation der Verwaltung zu leisten.

Junk: Herr Prof. Hill, als fachlicher Leiter der Tagung führen Sie in das Tagungsthema mit einem Beitrag zu „Führung im New Work“ ein. Warum ist ihnen dieses Thema besonders wichtig?

Hill: Der Begriff „New Work“ wurde schon 1984 von Frithjof Bergmann zum ersten Mal gebraucht. Heute versteht man darunter u. a., dass Mitarbeitende nicht nur Anweisungen befolgen wollen, sondern  ihre Tätigkeit mitgestalten und mit eigenen Initiativen selbstorganisiert und eigenverantwortlich ihren Tätigkeitsbereich weiterentwickeln wollen.

Dazu braucht es eine ermächtigende und ermutigende Führung, die die Mitarbeitenden unterstützt und gleichzeitig ihre Ideen und ihr Engagement kohärent im Sinne der Organisation zusammenführt. Darin liegt die neue Herausforderung für die Führung. Mit dieser Einstellung und Arbeitsweise bleibt die Verwaltung zugleich attraktiv sowohl für Bestandskräfte als auch für Neueinsteiger.

Junk: Welche Themen werden noch in der Tagung behandelt?

Hill: Neben dem Wandel der Führungs- und Arbeitskultur hin zu transformationaler und agiler Führung und neuen Formen der Zusammenarbeit werden Möglichkeiten gezeigt, wie man auf der einen Seite das Tagesgeschäft bearbeiten und gleichzeitig offen und bereit sein kann, neue Entwicklungen zu erkennen und Herausforderungen zu gestalten. Dazu gehören etwa das Führen in digitalen Kontexten sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz und das Führen an verteilten Standorten. Auch „nach Corona“ möchten Mitarbeitende gerne teilweise weiterhin im Home Office arbeiten, was auch unter Umweltgesichtspunkten Vorteile bringt. Gleichzeitig stellt es aber neue Herausforderungen an Teambildung und Zusammenarbeit.

Junk: Welche Rolle spielt Führung für die individuelle Entwicklung der Mitarbeitenden?

Hill: In der Personalführung geht es um Angebote und Impulse zur persönlichen Weiterentwicklung und zukunftsgerichteten Talententwicklung. Dies ist wichtiger als Beurteilung nach Kriterien der Vergangenheit, die neu gedacht werden muss. Weiterhin ist in einer datengetriebenen Verwaltung und im Hinblick auf die Möglichkeiten von „Personal Analytics“ die Vereinbarkeit von Fürsorgepflicht und Datenschutz ein Thema .

Je nach Verwaltungsaufgabe und Mitarbeitenden sind unterschiedliche Führungsstile und differenzierende Herangehensweisen gefragt. Ein Beispiel ist etwa Führung in der Polizei, damit sie den schwierigen Spagat zwischen Rechtsdurchsetzung und gesellschaftlicher Vielfalt und Zusammenhalt auch in kritischen Situationen bewältigen kann. Dazu freuen wir uns auf den Vortrag der Polizeipräsidentin von Berlin.

Junk: Herr Prof. Hill, was erwarten Sie sich abschließend von dieser Tagung?

Hill: Die Tagung kann keine Musterlösung für alle Probleme erbringen, die sich in unsicheren Zeiten für die öffentliche Verwaltung stellen. Sie kann aber Impulse und Denkanstöße liefern und einen Austausch unter den Teilnehmenden über gute Praktiken ermöglichen. Auf diese Weise kann sie einen Beitrag für das Selbstverständnis der Akteure in der Verwaltung und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit leisten und damit das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung stärken. Wir freuen uns auf die Gelegenheit, gemeinsam mit den Führungskräften die Transformation der Verwaltung voranzubringen.

Junk: Vielen Dank für das Interview!

Unsere Tagung: „Gute Führung und Zusammenarbeit“, findet am 16./17. März im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin statt.

Hier geht es zu Programm und Anmeldung

Eine Übersicht der gemeinsam mit Herrn Univ.-Prof. Dr. Hermann Hill, Staatsminister a.D., erarbeiteten Tagungsprogramme finden Sie hier.

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