Öffentliche IT-Großprojekte genießen bekanntlich nicht den besten Ruf: Ob Toll Collect, ELENA oder die elektronische Gesundheitskarte – selten lief es so, wie es die Planer ersonnen hatten. Dabei beschränkt sich die bedenkliche Liste keinesfalls auf Projekte des Bundes, wie das Beispiel der verpatzten Einführung der elektronischen Akte in Berlin zeigt. Dass offenbar mehr dran ist, als nur der schlechte Ruf, zeigt sich am aktuellen Studienprogramm der Universität Bayreuth. Im Angebot für das WS 2012/2013: „Misserfolge von IT-Großprojekten der öffentlichen Verwaltung”.
Das Hauptseminar ist am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik von Prof. Dr. Torsten Eymann an der Universität Bayreuth angesiedelt, vorausgesetzt werden vertiefte Kenntnisse der Wirtschaftsinformatik. Im Kursprogramm soll auch der Vergleich zu IT-Großprojekten der Privatwirtschaft gezogen werden, ebenso mit dem europäischen Ausland. Auszug aus dem Programm:
„Nachdem Arbeitgeber bereits seit dem 01. Januar 2010 zahlreiche Informationen über ihre Beschäftigten an die Zentrale Speicherstelle der deutschen Rentenversicherung übertragen mussten, wurden die bis dahin gesammelten Datensätze (ca. 700 Millionen) seit Mitte 2011 wieder gelöscht. Hintergrund war das beschlossene Aus des ELENA-Verfahrens (Elektronisches Entgeltnachweis-Verfahren), das sich nahtlos an vergleichbare Diskussionen und Kontroversen um die Elektronische Gesundheitskarte, den Elektronischen Personalausweis und andere kritisch beobachtete Mammutvorhaben der öffentlichen Verwaltung anschließt. Warum geraten derartige Bestrebungen regelmäßig in den Fokus der Öffentlichkeit; lassen sich Bedingungen identifizieren die zum Scheitern oder Glücken solcher Projektumsetzungen beitragen?“
Die von den StudentInnen in ihren anzufertigenden Referaten erarbeitenden Ergebnisse dürften interessant sein. Ändern wird sich freilich nichts.
Das Seminar finden Sie übrigens hier.
Es geht noch doller: 6 IT-Projekte im DoD sind anscheinend schon 8 Milliarden Dollar über Budget und damit mehr als doppelt so teuer als geplant, mit bis zu 12 Jahren Verzögerung:
http://www.federaltimes.com/article/20120723/DEPARTMENTS01/307230001/At-DoD-6-projects-8-billion-over-budget