Ein Barcamp ist die informelle Form der Konferenz – quasi bei geöffneter Motorhaube. Entsprechend spannend ist die Teilnahme. Die Kleidung ist leger, die Diskussionen offen. Man macht sich sozusagen die Hände schmutzig am Thema, statt nur drüber zu reden. Die Teilnehmer, sich ernstgenommen fühlend, diskutieren entsprechend engagiert. Vergabeblog war mit dabei auf dem ersten gov2.0 Barcamp “Verwaltung trifft Social Media”, initiiert vom Innovatorsclub des Deutschen Städte- und Gemeindebunds und unterstützt von Verwaltungen aus Bund und Ländern, NGOs, wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen am 28. August in Berlin. Ein Rückblick.
Worum ging es? Das BMI stellt den Grobentwurf seiner eGovernment-Strategie nicht nur zur Diskussion, sondern ganz wörtlich zur Abstimmung: Welche Themen müssen wir behandeln, was halten Sie für wichtig? Die Teilnehmer brachten überreichlich neue Stichwörter ein (so sehr, dass nun online weitergemacht wird) und stimmten dann elektronisch ab, welche Themen denn besonders wichtig sind. Vorbildlich!
Die Bertelsmann-Stiftung stellte vor einem vollen “Vortrags”-Saal die Frage nach neuen Partizipationsmöglichkeiten der Bürger an politischen Entscheidungsprozessen und warum diese von Seiten der Politik und Verwaltung nur zögerlich angenommen werden – und was sagt eigentlich das Grundgesetz dazu? Einer der Teilnehmer wollte dabei dieses wachsende Bedürfnis der Bürger nach politischer Teilhabe auf rein juristisch durchsetzbare, subjektive Rechte begrenzen – zur Not gäbe es ja Prozesskostenhilfe. Eine lebhafte Diskussion.
Andere Sessions befassten sich mit den technischen und praktischen Möglichkeiten (manchmal auch Problemen) oder stellten erfolgreiche Modelle für Partizipation und Information vor. Eine letzte Gruppe sucht Mitstreiter um Ideen umsetzen zu können.
Insgesamt lag der Schwerpunkt der diskutierten Web2.0-Möglichkeiten noch weitgehend auf der „Meta-Ebene“ oder besser gesagt in der „Cloud“, konkrete Anwendungsbeispiele oder gar Anwendungen waren eher die Ausnahme. Der Slot des Vergabeblogs bzw. Beschaffernetzwerks als tatsächlich schon existente Kommunikationsplattformen lag etwas unglücklich am späten Freitag Nachmittag, aber so konnte man sich jedenfalls sicher sein, garantiert interessierte Teilnehmer vorzufinden. Und so war es dann auch. Die Diskussion brachte uns eine Menge Anregungen und neue Ideen.
Rückblickend betrachtet war die Veranstaltung aber auch wertvoll hinsichtlich der Erkenntnis, warum sich „Social-Media“ im Verwaltungsumfeld noch recht schwer tut – man redet eben doch lieber darüber als damit. Fazit: Eine gelungene Veranstaltung mit Potential zu mehr. Weitere Informationen auf der Webseite des Camps unter http://www.gov20.de/.
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