Die 1. Vergabekammer des Bundes hat einen Nachprüfungsantrag der dpa (Deutsche Presse-Agentur) gegen den Zuschlag eines umfangreichen Auftrags des Auswärtigen Amtes (AA) an einen ihrer Wettberber, die Nachrichtenagentur dapd, zurückgewiesen. Es war die erste Ausschreibung des AA in dieser Sache. Bislang hatte die dpa den umfangreichen Auftrag jeweils ohne vorangegangenes Vergabeverfahren erhalten, erst eine Rüge des Bundesrechnungshofs änderte diese Praxis.
Auftragsgegenstand
Bei dem erstmalig öffentlich ausgeschriebenen Auftrag geht es um die Versorgung des AA sowie aller deutschen Botschaften und Konsulate mit Berichterstattung über Deutschland, um das Deutschlandbild im Ausland zu fördern. So verwendet beispielsweise die deutsche Botschaft in Washington diese Informationen, um einen wöchentlichen Newsletter zu aktuellen Themen in Deutschland zu erstellen, der an fast 20.000 Interessenten verschickt wird.
Nachprüfungsverfahren
Im Dezember vergangenen Jahres hatte das AA nach Wertung der eingegangenen Angebote mitgeteilt, dapd mit der Lieferung dieser Texte beauftragen zu wollen. Die dpa hatte dabei nur den dritten Platz belegt. Allerdings konnte der Zuschlag bislang nicht erteilt werden, weil dpa ein Nachprüfungsverfahren eingeleitet hatte. Der Nachprüfungsantrag war allerdings bereits in der mündlichen Verhandlung am 21. Dezember 2011 vom Vorsitzenden der 1. VK Bund als kaum erfolgversprechend bezeichnet worden, als die dpa das finanziell deutlich günstigere Angebot der dapd als unrealistisch anzweifeln wollte. Im jetzigen Beschluss befand die Vergabekammer den Nachprüfungsantrag als teilweise unzulässig und im übrigen unbegründet. „Es hat erstmals ein faires Vergabeverfahren stattgefunden und dabei hat dapd in Leistung, Qualität und Preis überzeugt“, sagte Cord Dreyer, Chefredakteur und Geschäftsführer der Nachrichtenagentur dapd, zur Entscheidung. Noch offen ist, ob die dpa gegen die Entscheidung sofortige Beschwerde einlegen wird.
Über die dapd nachrichtenagentur
Die dapd nachrichtenagentur-Gruppe beliefert insgesamt rund 700 Kunden mit weltweiterr Berichterstattung in Text und Bild. Unter den Kunden sind ein Großteil der deutschen Tageszeitungen, zahlreiche Zeitschriften und Magazine, Onlinemedien, TV- und Radiosender, Parteien und Regierungen. Sitz der dapd ist Berlin. Die dapd-Gruppe ist aus der Nachrichtenagentur ddp und dem ehemaligen deutschen Dienst der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hervorgegangen.
Eine interessante Entscheidung! Ergänzen ließe sich noch der Hinweis auf eine Entscheidung des OLG Düsseldorf in einem – m.E.- ganz ähnlichen Vergabeverfahren des Auswärtigen Amts im Februar 2011 (OLG Düsseldorf, Beschluss vom 10.08.2011, Az. VII – Verg 36 / 11).