Lieber Herr Kollege Dr. Ott,

ich erlaube mir an dieser Stelle ein lobendes Wort für Ihren sehr praxisrelevanten Blogbeitrag. Er trifft zur „Vergleichbarkeit“ von Referenzen, über die wir uns auch schon in einigen Fällen die Köpfe zerbrochen haben, ins Schwarze.

Ich darf augenzwinkernd noch eine weitere Frage zu den in diesem Kontext wahrhaft „ekeligen Problemen“ hinzufügen:

Wie verhält es sich eigentlich mit den präqualifizierten Bietern? Sind diese Bieter mit ihren in der PQ-Liste hinterlegten Referenzen automatisch leistungsfähig oder muss, wie in Blatt 124 VHB, die Vergleichbarkeit auch ihrer Referenzen noch geprüft werden?

Die Rechtsprechung und die Kommentarliteratur dazu sind wenig ergiebig.

Ansätze dazu, dass der Eintrag in die PQ-Liste die Leistungsfähigkeit per se nachweist, ergeben sich aus der Rechtsprechung der 2. VK Bund (Beschluss vom 30.11.2009 – Az.: VK 2 – 195/09) und aus der Rechtsprechung der 1. VK Sachsen (Beschluss vom 19.05.2010 – Az.: 1/SVK/011-10).

Ich finde dagegen die Kommentierung Summas überzeugend, der sich – meine ich – als Einziger Kommentator dazu geäußert hat:

„Präqualifizierte Unternehmen sind nicht automatisch als geeignet anzusehen. Zum einen kann der Auftraggeber das Anforderungsprofil erweitern (§ 6 Abs. 3 Nr. 3 VOB/A). Zum anderen besagt z.B. der Umstand, dass ein Unternehmen seine Umsätze einer Präqualifizierungsstelle gemeldet und nachgewiesen hat, noch nichts darüber, ob es den Mindestanforderungen des Auftraggebers an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit im konkreten Einzelfall genügt.
Um dies festzustellen, muss der Auftraggeber die Unterlagen einsehen, die der „Verein für die Präqualifikation von Bauunternehmen“ Zugangsberechtigten online zur Verfügung stellt.“

aus: juris-Praxiskommentar VergabeR, 3. Aufl., 2011, § 6 VOB/A

Ich meine daher vor dem Hintergrund der Gleichbehandlung, dass die Vergabestelle in die Vergleichbarkeitsprüfung der Referenzen auch die Referenzen einzustellen hat, die sie bei dem PQ-Verein einsehen muss. Diese sind also nicht automatisch „gesetzt“.

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