Regelmäßig gelangen Großbauprojekte in Deutschland durch Kostenexplosionen und langgezogene Bauzeiten in die Schlagzeilen: Eine aktuelle Studie der Hertie School of Governance dokumentiert nun eindrucksvoll anhand 170 untersuchten Großbauprojekten: Bei 119 abgeschlossenen Projekten beträgt die Kostensteigerung pro Vorhaben durchschnittlich 73 Prozent, während 51 noch laufende bereits jetzt schon je 41 Prozent teurer sind als geplant. Die Kostensteigerungen und Bauverzögerungen entstehen durch Planungsdefizite, schlechte Projektberatung und fehlende Kontrolle. In der Studie empfehlen die Experten umfangreiche Beratung und fachlich fundierten Beistand während des Baus. Dazu Dr. Peter Sohn, Vorsitzender der ARGE: „Wir sehen uns bestätigt: Je früher ein Bauvorhaben durch fachliche Beratung – und dazu gehört auch die Rechtsberatung – begleitet wird, desto zielführender und problemloser gestaltet sich der Bauprozess.“
Die Spitze des Eisberges stellen hier die populären Problembaustellen Elbphilharmonie und der Berliner Großflughafen BER dar. In Hamburg führten, der Studie zufolge, unrealistische Erwartungen, eine zu optimistische Sicht auf den baulichen Aufwand und fehlendes fachliches Wissen als gewichtige Gründe für erhebliche Bauverzögerungen und Kostensteigerungen genannt. Wie ein Projekt von einem Problem zum nächsten stolpert, zeigt sich am Berliner Großflughafen BER. Hier fehlte das Expertenwissen für das komplexe Großprojekt, denn dafür wäre eine projektspezifische Leitung mit einem „hochkompetenten Technikverstand“ notwendig gewesen, so das Ergebnis der Studie. Im Aufsichtsrat fehlte eine Person mit „fundiertem Bausachverstand“, die mit diesem Wissen auch die baufachliche Kontrolle gewährleistet hätte, so die Studienautoren. Ein weiteres Sorgenkind sind Bauprojekte im Bereich Wind Offshore Anlagen. Gibt es keine exakten Kenntnisse über Baugrund und Umgebung, können unvorhergesehene Probleme mit den bekannten Folgen auftreten.
Die Ergebnisse der Studienautoren zeigen, dass die Projektorganisation schon frühzeitig und prozessbegleitend mit einer hohen Fachexpertise geführt und durch Personen mit Großprojekterfahrung kontrolliert werden muss. Des Weiteren muss die Koordination und Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien stärker gefördert werden. Auch hier lautet die Devise: Je früher, desto besser. „Aus unserer Sicht gilt dies auch für die juristische Begleitung von Großbauvorhaben“, kommentiert Dr. Sohn abschließend.
Quelle: Arge Baurecht
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