Ob´s am Vergaberecht lag? Beim Neubau einer Eisenbahnbrücke verlegte die Stadt Schwerin die Straßenbahnschienen auf die andere Fahrbahnseite. Dumm nur, dass damit der Anschluss an die Gleisanlagen in der frisch sanierten Fußgängerzone nicht mehr möglich ist (Foto oben). Ein Stück aus dem Lehrbuch.
Was war passiert?
In den Jahren 2012 und 2013 sanierte die Stadt Schwerin aufwendig den zentralen Marienplatz und richtete eine Fußgängerzone ein. Dabei blieb der Verlauf der Straßenbahnschienen unverändert. Im Anschluss ging es an die Sanierung der Wittenburger Straße, die auf den Marienplatz zuläuft. Hierbei musste unter anderem auch eine Brücke über die Eisenbahnanlagen durch einen Neubau ersetzt werden. Die Stadtvertreter entschlossen sich bei dieser Gelegenheit, die seit 1908 auf der linken Fahrbahnseite verkehrende eingleisige Straßenbahnlinie auf die gegenüberliegende Straßenseite zu verlegen. Was wer auch immer dabei übersehen hatte – damit passt der Anschluss nicht mehr an die vorhandenen Gleisanlagen des Marienplatzes.
Abhilfe
Ende 2015 beauftragte die Stadtvertretung daher für 205.000 Euro ein Gutachten, um fünf alternative Gleisanschlussvarianten zu prüfen, damit das, was nicht passt, passend gemacht wird. Am günstigsten wäre danach eine einfache Gleisverschwenkung (eine S-Kurve von der einen zur anderen Seite) für ca. 72.000 Euro zu haben gewesen.
Aber wenn schon, denn schon, und so entschied man sich für die große Lösung: Für Gesamtkosten von 882.000 Euro werden jetzt die gesamten Gleisanlagen auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegt. Die erst 2013 fertiggestellte Fußgängerzone muss dafür teilweise aufgerissen und neu gepflastert werden. Das kostet 137.000 Euro zusätzlich. Macht Mehrkosten von über einer Millionen Euro.
Hinweis der Redaktion: Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung des Bundes der Steuerzahler Deutschland e.V. Diesen und andere Fälle von Steuerverschwendung finden Sie im aktuellen Schwarzbuch 2015/2016 das Sie hier bestellen können.
Veranstaltungshinweis der Redaktion
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