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Zitierangaben: Vergabeblog.de vom 29/11/2024 Nr. 66951

IfM: Beteiligung an öffentlichen Bauausschreibungen stellt KMU vor erhebliche Belastungen

Unverständliche Anforderungen, immer gleiche Nachweise und ineffiziente Prozesse führen in kleinen und mittleren Bauunternehmen (KMU) bei der Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen zu psychologischen Belastungen wie Frustration und Ärger. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, die die bürokratische Belastung dreier Unternehmen in der Baubranche untersucht hat. Dabei zeigte sich, dass diese psychologischen Belastungen besonders in den Phasen der Suche, der Zusammenstellung der Formalien und der Angebotsabgabe auftreten.

Neben den psychologischen Belastungen wurden auch die monetären Kosten analysiert. Bei dem kleinsten Bauuunternehmen (bis zu 9 Beschäftigte) belaufen sie sich auf rund 3.070 Euro je öffentlicher Ausschreibung auf kommunaler Ebene. Das kleine und das mittlere Bauunternehmen wenden hingegen knapp 900 Euro bis maximal 1.600 Euro auf, da sie von Skaleneffekten und routinierten Abläufen profitieren. Die monetären Kosten sind insbesondere bei der Angebotserstellung hoch – in dieser Phase entstehen je nach Unternehmen 50 % bzw. 90 % aller monetären Kosten. Allerdings werden diese Kosten in der Regel akzeptiert, weil die Angebotserstellung als grundlegende Voraussetzung für die Beteiligung an der öffentlichen Vergabe wahrgenommen wird.

Digitalisierung der Vergabe dringend geboten

Da wenig Spielraum zur Reduzierung der monetären Kosten besteht und negative Emotionen zu einem Beteiligungsverzicht an öffentlichen Ausschreibungen führen können, empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IfM Bonn, den Fokus der Bürokratieentlastung verstärkt auf die psychologischen Kosten zu legen. „Ein wichtiger Schritt wäre die zügige Einführung des ‚Once-Only‘-Prinzips. Dadurch müssten die Unternehmen, die bereits einmal ihre Daten an öffentliche Stellen übermittelt haben, diese anschließend nicht noch einmal an anderer Stelle angeben. Zudem würden beispielsweise eine zentrale Vergabeplattform, auf der Ausschreibun-gen aller öffentlichen Auftraggeber einfach auffindbar sind, sowie standardisierte Prozesse und eine Medienbruchfreiheit, die eine schnelle Dateneingabe ermöglichen, die psychologische Belastung in den Unternehmen deutlich reduzieren“, empfiehlt IfM-Wissenschaftler Sebastian Schneider.

Die ausführliche Studie: „Bürokratische Belastungen von KMU im Baugewerbe im Zuge ihrer Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen“ finden Sie hier.

Quelle: IfM Bonn

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2 Antworten zu „IfM: Beteiligung an öffentlichen Bauausschreibungen stellt KMU vor erhebliche Belastungen“

  1. Avatar von Schmidt
    Schmidt

    Die Kosten in der Phase Angebotserstellung werden über die „Allgemeinen Geschäftskosten“ (AGK) als Zuschlag auf die Einzelkosten der Teilleistung (EKT) im Angebotspreis berücksichtigt.

    1. Avatar von Carl Wilhelm Haas

      Guten Tag Frau / Herr Schmidt,
      aus meiner Sicht ist das nicht die Kernaussage und die Schlussfolgerung aus dieser Studie. Natürlich kann jeder Bieter diese Kosten in seinem Preis mit einkalkulieren, sofern er dann noch wettbewerbsfähig ist und einen Zuschlag erhält. Es geht aber vielmehr darum, wie komplex, bürokratisch und wenig anwenderfreundlich die Suche, die Recherche nach den wesentlichen Entscheidungskriterien für die Teilnahme einer Ausschreibung und die Vielzahl der zu bearbeitenden Formulare im Zusammenhang mit einem Vergabeverfahren sind. In Zeiten immer weiter zurückgehender Anzahl an Angeboten bei öffentlichen Ausschreibungen muss der Prozess der Recherche nach geeigneten Ausschreibungen, der Entscheidungsprozess, und die Beantwortung der Ausschreibungen für die Bieter deutlich vereinfacht und automatisiert werden (ebenso wie für öffentliche Einkaufsorganisationen), so dass die Kosten pro Angebot und der Aufwand für die Bieter reduziert werden.
      Das wird in der ganzen Diskussion um das Vergabetransformationsgesetz und die Erhöhung der Schwellenwerte für Direktaufträge weitgehend nicht thematisiert. Bürokratieabbau geht nur durch Vereinfachung und echte, anwenderfreundliche Digitalisierung von Prozessen (und nicht durch online ausfüllbare Formulare). Insofern ist das endlich mal eine Studie, die das konkret analysiert und Ansätze zur Optimierung aufzeigt.