
Der Deutsche Vergabetag hat sich am 13. und 14. November 2025 erneut als das zentrale Forum für Vergaberecht und öffentliche Beschaffung erwiesen. Mit 1.000 Teilnehmenden, 32 Workshops und 17 Ausstellenden war die Veranstaltung so gut besucht wie nie zuvor. Im Fokus stand in diesem Jahr vor allem eines: die geplante Reform des Vergaberechts und ihre Auswirkungen auf Praxis, Rechtsprechung und Verwaltung.
Reformjahr trifft Fachcommunity
Die Ankündigung der neuen Bundesregierung, das Vergaberecht durch ein Beschleunigungsgesetz grundlegend zu modernisieren – einfacher, digitaler, strategischer – prägte den gesamten Kongress. Da der Gesetzentwurf bereits vorlag, bot der Vergabetag die perfekte Bühne für Einschätzungen aus erster Hand und intensive Diskussionen zwischen Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Rechtsprechung.
Starke Keynotes – zwischen Strategie und Überraschungsmoment
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Moderatorin Dr. Nicola Ohrtmann, die gewohnt souverän durch das Kongressprogramm führte. Den inhaltlichen Auftakt machte Martina Klement (CDO des Landes Berlin und Staatssekretärin für Digitalisierung & Verwaltungsmodernisierung) und Ralph Brinkhaus, MdB (Sprecher und Leiter AG Digitales & Staatsmodernisierung, CDU/CSU-Bundestagsfraktion), die zentrale Aspekte der Verwaltungsmodernisierung und strategischen Beschaffung beleuchteten. Dr. Alexander Eisvogel, Präsident des Beschaffungsamts des BMI, stellte in seiner Keynote die Verbindung von Beschaffung, Resilienz und staatlicher Souveränität heraus. Für Aufsehen sorgte Gitta Connemann, Parl. Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, die zu Beginn ihrer Rede eine scheinbar neue EU-Vorgabe präsentierte, um sie später als „Gerücht des Tages“ aufzulösen – ein Spiegelbild der aktuellen Verunsicherung durch komplexe Regulierungslandschaften.
Rechtsprechung kompakt und praxisnah: Das Fachpanel Recht
Große Aufmerksamkeit erhielt auch das Panel mit Vertreterinnen und Vertreter dreier Obergerichte. Die Richterinnen und Richter stellten aktuelle Entwicklungen der Rechtsprechung vor und machten deutlich: Zwischen Zeitdruck, Rechtsschutz und vergaberechtlichen Grundprinzipien bleibt die Balance anspruchsvoll.
Die Workshop-Sessions: Wissen, das wirkt!
Die Workshops boten ein breites Themenspektrum, von klassischen vergaberechtlichen Fragestellungen über KI-gestützte Beschaffung bis hin zu innovativen Methoden der Bedarfsermittlung. Der Vergabetag bestätigte einmal mehr seine Rolle als wichtigster Ort für fachlichen Austausch und Weiterbildung.
Feierlicher Abend mit Preisverleihung
Neben köstlichen Speisen und Getränken wurden im Rahmen der Abendveranstaltung die DVNW-Awards 2025 für die meistgelesenen Beiträge des Vergabeblogs des Deutschen Vergabenetzwerks vergeben. Die Gewinnerinnen und Gewinner beschäftigten sich unter anderem mit Verantwortlichkeiten im Vergabeverfahren, den Auswirkungen des Beschleunigungsgesetzes sowie Fragen der Produktspezifikationen in Cloud-Beschaffungen. Hier geht es zum Vergabeblog.
Tag 2: Markt- und Innovationsforen, Zukunftsthemen und starke Impulse
Am zweiten Tag standen zunächst die Markt- und Innovationsforen im Mittelpunkt. Themen wie Open Source, das „Kaufhaus des Bundes“ oder resilienzorientierte Beschaffungsprozesse zeigten, wie digitale und technologische Lösungen die Beschaffungspraxis verändern. Die Foren machten deutlich: Beschaffung wird strategischer, technischer und braucht neue Werkzeuge.
Politik- & Marktpanel: Vergabe zwischen Krise und Transformation
Zum Abschluss stellten Podiumsdiskussionen und Kurzimpulse die drängenden Fragen in den Mittelpunkt: Wie lässt sich öffentliche Beschaffung in Zeiten knapper Haushalte, geopolitischer Unsicherheiten und wachsender Anforderungen effektiv gestalten? Expertinnen und Experten aus Ministerien, Praxis und Verbänden diskutierten Wege zwischen Krisenmanagement, Beschleunigungsbedarf und rechtsstaatlichen Grenzen.
Besonders intensiv wurde das geplante Beschleunigungsgesetz diskutiert, inklusive der viel beachteten Kritik der OLG-Richterin Dr. Gundula Fehns-Böer, die die geplante Schwächung des Rechtsschutzes als „perfektes Verbrechen“ bezeichnete.
Auch die Debatte um die Sondervermögen sorgte für klare Worte: Reiner Holznagel (Bund der Steuerzahler) machte deutlich, dass von den Milliarden in der Realität deutlich weniger investierbar sei und forderte Politik wie Verwaltung zu mehr Strukturreformen und Innovationsmut auf.
Danksagung & Ausblick
Der 12. Deutsche Vergabetag hat gezeigt, wie groß der Bedarf an Austausch, Orientierung und Vernetzung in Zeiten tiefgreifender Veränderungen ist. Ein herzlicher Dank gilt allen Teilnehmenden, Referierenden, Ausstellenden, Partnerinnen und Partnern. Den gesamten Rückblickartikel finden Sie hier: 12. Deutscher Vergabetag: Ein Rückblick
Auch im kommenden Jahr wird die Vergabe-Community wieder zusammenkommen, denn die Reformagenda bleibt ambitioniert, die Diskussionen intensiv und der Austausch unverzichtbar. Wir freuen uns auf Sie!
Save the Date: 13. Deutscher Vergabetag
📅 12. & 13. November 2026
📍 Berlin, Maritim proArte Hotel
Alle Infos finden Sie hier: www.deutscher-vergabetag.de
Copyright Fotos: Hans-Christian Plambeck









































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