Die Sommerpause ist wohl der Grund, dass sich die traurige Nachricht in der Vergabefamilie noch nicht herumgesprochen hat, jedenfalls sind die, die wir darauf ansprechen, gleichermaßen bestürzt wie erschrocken: Heinz-Peter Dicks, ehemaliger Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Düsseldorf, über viele Jahre im Vergabesenat, ist verstorben. Er prägte die vergaberechtliche Rechtsprechung in Deutschland wie kein zweiter. Ein Nachruf.
Heinz-Peter Dicks leitete am Oberlandesgericht Düsseldorf seit 2005 den Vergabesenat, den 2. Kartellsenat und den 27. Zivilsenat. Im April 2018 trat er in den Ruhestand und war zuletzt als Of Counsel in der angesehenen Vergaberechtskanzlei Aulinger Rechtsanwälte tätig.
Zu Beginn seiner Tätigkeit war sein Kartellsenat insbesondere mit Rechtsfragen um die Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte befasst und entwickelte neue Rechtsprechungsleitlinien, etwa das Verbot von langjährigen Gaslieferverträgen. Sein Vergabesenat überprüft insbesondere Vergabeverfahren des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes mit erheblichen Finanzvolumen, regelmäßig in Millionen- teilweise in Milliardenhöhe.
Heinz-Peter Dicks wuchs in Goch auf und studierte Rechtswissenschaften in Bonn. Nach seinem Referendariat begann er 1980 in Kleve als Richter auf Probe und wurde dort 1983 zum Richter am Landgericht ernannt. Seit 1993 war er als Richter am Oberlandesgericht in Düsseldorf tätig. Ab 2005 wurde ihm als Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht die Leitung des 2. Kartellsenats, des Senats für Vergabesachen und zusätzlich des 27. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Düsseldorf übertragen.
Herr Dicks stand im Rahmen eines Interviews dem Vergabeblog im Jahr 2017 Rede und Antwort () und zuletzt noch einmal im November 2018 ().
Heinz-Peter Dicks wurde wie kein zweiter wegen seiner Fachkompetenz geschätzt, bewiess dabei stets Praxisnähe und Mut, auch gegenüber dem EuGH. Dabei verstand er es mit seiner ruhigen und besonnen Art Brücken zu bauen. Er war vom ersten Deutschen Vergabetag 2014 an Sprecher auf unserem Leitkongress, und nicht wenige der Teilnehmenden fieberten jedes Jahr vor allem seinem Vortrag entgegen. Heinz-Peter Dicks war uns, dem Team des Deutschen Vergabenetzwerks (DVNW), stets ein geschätzter und unterstützender Freund. Wir verneigen uns vor ihm in Anerkennung und Dankbarkeit für seine langjährige Unterstützung.
Marco Junk und Martin Mündlein
(Geschäftsführer Deutsches Vergabenetzwerk DVNW)
Vielen Dank für diesen Nachruf auf Herrn Dicks, dessen zu früher Tod uns alle bestürzt.
Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass sich Herr Dicks mit großem Einsatz der Ausbildung junger Juristinnen und Juristen widmete.
So leitete Herr Dicks leitete unsere Referendar-AG zum Zwangsvollstreckungsrecht am Landgericht Kleve, ließ mich in der Wahlstation im Vergabesenat hospitieren und korrigierte unsere Klausuren im Fachanwaltslehrgang. Diese zahlreichen und zeitintensiven Zusatzaufgaben werden gewiss nicht wegen der (spärlichen) Vergütung übernommen, sondern – und das gilt für Herrn Dicks besonders – aus Freude an der Wissensvermittlung und an der Arbeit mit dem juristischen Nachwuchs.
Herr Dicks wird uns allen fehlen und in bester Erinnerung bleiben!
Daniel Soudry