Die EU, genauer das Open Source Observatory and Repository (OSOR), arbeitet an Richtlinien für öffentliche Verwaltungen zum Thema Beschaffung von Open-Source-Software, also quelloffene und auf offenen Standards basierende Software. Ein aktuell veröffentlicher Leitfadfen „OSOR Guidelines on public procurement and Open Source Software“ bietet dazu Hilfestellungen zu Ausschreibungen, informiert über rechtliche Rahmenbedingungen und liefert fertige Textbausteine zur Übernahme in Ausschreibungen.
Nach Meinung der Autoren, darunter Rishab Gosh, Vorstandsmitglied der Open Source Initiative (OSI), sei die gegenwärtige Vergabepraxis in der EU unverändert die, proprietäre Software und Betriebssysteme sowie bestimmte Hersteller stark zu bevorzugen, statt mit klar definierten funktionalen und technischen Anforderungen auszuschreiben. Grund hierfür seien auch eine unzureichende Kenntnis der rechtlichen Vorgaben auf der einen und eine fehlende Kontrolle auf der anderen Seite.
Neben einem Mangel an Transparenz und Wettbewerb weisen die Autoren auf die versteckten Kosten hin, die eine Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter mit sich bringt, so z.B. hohe Umstiegskosten, wenn eine Behörde ihre Daten in einem proprietären Format gespeichert hat und diese später mit einer anderen Software bearbeiten will.
Über nachfolgenden Link gelangen Sie zur Entwurfsversion des Leitfadens „OSOR Guidelines on public procurement and Open Source Software„.
Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Betriebsw. Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Seit 2022 ist Marco Junk zudem als Leiter Regierungsbeziehungen für Eviden tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.
Ergänzend hierzu folgende Pressemitteilung vom 2.12.2008:
BMI Pressemitteilung: IT-Rat der Bundesregierung eröffnet den Einsatz offener Dokumentenformate (ODF)
——————————————————————
Der IT-Rat der Bundesregierung hat beschlossen, das offene Dokumentenformat ODF (ISO 26300) in der Bundesverwaltung schrittweise einzusetzen.
Staatssekretär Dr. Hans Bernhard Beus, Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik und Vorsitzender des IT-Rats, bezeichnete die Entscheidung als “wichtigen Schritt, um den Wettbewerb zwischen den Software-Herstellern zu fördern, die IT-Sicherheit zu stärken und die Interoperabilität zu verbessern, denn offene Dokumentenformate werden vollständig und regelmäßig veröffentlicht.”
Bürgern, Unternehmen und anderen Verwaltungen wird damit künftig der Dokumentenaustausch mit der Bundesverwaltung auch im ODF-Format eröffnet. Die Behörden des Bundes werden spätestens ab Anfang 2010 in der Lage sein, diese Dokumente zu empfangen und zu versenden, zu lesen und auch zu bearbeiten.
Der IT-Rat setzt mit seiner Entscheidung den Beschluss des Deutschen Bundestages vom 5. Juli 2007 über den Antrag “Den Wettbewerb stärken, den Einsatz offener Dokumentenstandards und offener Dokumentenaustauschformate fördern” um.
Neben der Einführung von ODF in den Behörden hat sich der IT-Rat das Ziel gesetzt, die Entwicklung weiterer offener Dokumentenformate zu beobachten und deren Einsatzmöglichkeiten zu prüfen. Insbesondere das XML-basierte Format der Firma Microsoft, Office Open XML (OOXML), welches von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) kürzlich als Standard veröffentlicht wurde, ist hier von Interesse.
Was ist ODF? Das “Oasis Open Document Format for Office Applications” (Kurzform: OpenDocument, ODF – engl. “Offenes Dokumentformat für Büroanwendungen”) ist ein offener Standard für Dateiformate von Bürodokumenten wie Texten, Tabellendokumenten, Präsentationen, Zeichnungen, Bildern und Diagrammen. ODF deckt damit die Funktionen einer üblichen Bürokommunikationssoftware (vulgo: Office-Software) ab.
ODF ist seit 2006 ein international anerkannter ISO-Standard.