Wo wir gerade beim Thema Umwelt waren: Im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sollen bis Ende 2011 insgesamt 600 herkömmliche Desktop-PCs durch „moderne, energieeffiziente Notebooks“ (so die Pressemitteilung) ersetzt werden. Zusammen mit der Deutschen Energie-Agentur (dena) wurden die Stromverbrauchswerte im täglichen Arbeiten über einen längeren Zeitraum gemessen, die so ermittelten möglichen Stromeinsparungen waren Grund der Entscheidung. Ist das aber nicht ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen?
Danach hätten die „Stromeinsparung pro Notebook gegenüber einem bisherigen Desktop-PC“ ganze 74 Prozent betragen. Außerdem sei mit den Mitarbeitern über ein energieeffizientes Nutzerverhalten am Arbeitsplatz gesprochen worden. Zusammen ergäbe sich eine – in der Tat gewaltige – Stromeinsparung je Computer von 82 Prozent.
Notebook vs. Desktop? Das ist natürlich ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen: Richtig wäre es doch gewesen, den Stromverbrauch aktueller PCs mit denen der bisherigen – sicherlich betagten, da sonst ein Ersatz ja kaum gerechtfertigt wäre – PCs zu vergleichen. Denn auch bei den PCs hat sich in Sachen Energieverbrauch in den letzten Jahren sehr viel getan. Denkanstoß: In einigen brandaktuellen Notebooks finden keine besonders abgespeckten Low-Voltage-Prozessoren mehr Verwendung, sondern die großen Brüder aus den Desktop-PCs samt deren integrierter Grafiklösung. Trotzdem schaffen diese Notebooks Akkulaufleistungen von über 8 Stunden.
Sicherlich wird ein Desktop-PC immer mehr Energie verbrauchen als ein Notebook. Aber: Bei aller Berechtigung der Berücksichtigung des Energieverbrauchs – bei der Entscheidung darüber, ob ein Notebook oder ein Desktop-PC beschafft wird, sollte doch zunächst die Frage beantwortet werden, womit dem Nutzer, der den ganzen Tag, jede Woche, das ganze Jahr vor dem Gerät sitzt, denn besser gedient ist. Oder heiligt der Zweck jetzt schon die Mittel? Naturgemäß hat jedes Notebook, da hier die Mobilität im Vordergrund steht, gegenüber einem PC ergonomische Einschränkungen. Natürlich wird man auch hier eine Dockingstation nutzen, sprich Tastatur und externer Bildschirm.
Sofern Sie als öffentlicher Einkäufer gerade neue PCs oder Notebooks beschaffen wollen und diese Grundsatzentscheidung getroffen haben, sei Ihnen das Informationsportal „www.itk-beschaffung.de“ ans Herz gelegt. Dort finden Sie gemeinsam vom Beschaffungsamt des BMI, dem IT-Amt der Bundeswehr, anderen öffentlichen Auftraggebern und dem Umweltbundesamt zusammen mit dem Branchenverband BITKOM erarbeitete Leitfäden zur produktneutralen wie umweltfreundlichen Beschaffung von ITK. Nicht etwa zufällig, sondern ganz bewusst wurde dabei auf eine Beschaffungsempfehlung ob Desktop-PC, Notebook oder letztlich auch Thin-Client (die noch weniger Strom verbrauchen) verzichtet, denn dies hängt zunächst einmal vom Einsatzzweck ab.
Hinweis: Der Leitfaden zur produktneutralen Beschaffung von Notebooks wird übrigens gerade aufgrund der neuen Prozessorgenerationen aktualisiert und in Kürze in der Version 2.0 verfügbar sein.
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Mehr Informationen über den Autor Marco Junk finden Sie im Autorenverzeichnis.
Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Betriebsw. Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Seit 2022 ist Marco Junk zudem als Leiter Regierungsbeziehungen für Eviden tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.
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