Wie jedes Jahr hat das Beschaffungsamt des BMI seinen Tätigkeitsbericht vorgelegt. Dieses Mal im ansprechenden Gewand eines Kalenders für das Jahr 2011, der ausgewählte Motive der Stadt Bonn und ihres Umlandes zeigt. “Damit will das Beschaffungsamt deutlich machen, dass es seine Standortentscheidung für den Neubau sehr bewusst für diese Stadt getroffen hat”, so der Direktor Klaus-Peter Tiedtke im Vorwort. Neben den Eindrücken aus der alten Hauptstadt liefert der Bericht interessante Zahlen.
Es ist damit zugleich der letzte Tätigkeitsbericht aus Bonn Beuel. Ende Januar geht es in den neuen Dienstsitz in die Brühler Straße in Bonn. Neben einem sicherlich etwas ansprechenderen und moderneren Gebäude finden auf den rund 7000 qm verteilt über 5 Etagen endlich auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Beschaffungsamtes Platz unter einem Dach. Gut in Erinnerung sind mir die zahlreichen verzweifelten Taxifahrer auf der Suche nach dem zwar unweit, aber gleichwohl unüberwindbar jenseits der Bahngleise ausgelagerten Referat B2 Informationstechnik (Organigramm). Auch das hat nun also ein Ende.
Von Cafeteria bis Digitalfunk
Im Wechsel der Kalenderblätter werden ausgewählte Beschaffungsvorhaben vorgestellt, vom Rahmenvertrag mit Motorola über die Lieferung von insgesamt etwa 53.000 Digitalfunkgeräten für das im Aufbau befindliche TETRA-Funknetz für die Sicherheitsbehörden des Bundes bis zur Neugestaltung der Cafeteria der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl.
Die Auswahl verdeutlicht damit zugleich die Bandbreite und Heterogenität der zahlreichen Beschaffungsvorhaben, die das Beschaffungsamt als Dienstleister umzusetzen hat. Die am 18. Mai 1951 zunächst als Beschaffungsstelle des Bundesgrenzschutzes errichtete Behörde tätigt inzwischen den Einkauf für insgesamt 26 Bundesbehörden, vom Bund finanzierten Stiftungen sowie international tätigen Organisationen und ist zentraler Einkäufer für das Bundesministerium des Innern.
2009 Umsatz von 972,4 Mio. €
Aber auch harte Fakten fehlen nicht. Die diese veranschaulichenden Grafiken sind aufgrund der Einbeziehung der Rahmenvereinbarungen nicht ganz einfach zu lesen: Bei den Auftragnehmern wurden im Jahr 2009 Umsätze in Höhe von 972,4 Mio. € ausgelöst, mehr, als jemals zuvor (2008: 704,8 Mio. €; 2007: 546,2 Mio. €). Auf den ersten Blick scheint sich die Zahl dadurch zu relativieren, dass ganze 660,9 Mio. € dabei aus in Vorjahren abgeschlossenen Rahmenvereinbarungen stammen. Allerdings umfassen die in 2009 geschlossenen Rahmenvereinbarungen mit einer Laufzeit von 1 – 4 Jahren ihrerseits ein prognostiziertes Abrufvolumen von 881,3 Mio. €. (S. 23).
Bild: Erzeugte Umsätze 2009 (Quelle: Beschaffungsamt des BMI, Tätigkeitsbericht 2010)
Verteilung
Schaut man sich die Verteilung der 2009 erzeugten Umsätze an, so nehmen Funk- und Telekommunikationstechnik mit 289,3 Mio € den höchsten Posten ein, gefolgt von Dienstleistungen mit 260 Mio € vor KFZ und Zubehör mit 204,6 Mio € (siehe Grafik oben).
Inland profitiert
In 2009 wurden insgesamt 1.220 Aufträge vergeben, davon 240 EUweite und 980 nationale Vergabeverfahren bzw. 849 Einzelaufträge und 371 Rahmenvereinbarungen. Unter Einbeziehung des prognostiziertes Abrufvolumens der Rahmenverträge entsprechen diese einem Gesamtwert von 961,32 Mio €. Erfreuliche 1184 Aufträge bzw. 958,86 Mio. € gingen davon an inländische Unternehmen (S. 21). Das entspricht einer Inlandsquote von 97 % bzw. 99,74 % des Auftragsvolumens. (Am Rande: Deutschland zahlt ohnehin genug an Wirtschaftsförderung in die EU ein, schöne netto-Aufbereitung nach absoluten, nicht nach pro-Kopf-Zahlen, hier).
Breite Streuung unter den Lieferanten
2009 erhielten insgesamt 511 verschiedene Lieferanten einen oder mehrere Aufträge des Beschaffungsamtes. Von diesen waren nur 155 bereits im Vorjahr beauftragt – es kamen also kamen 356 neue hinzu. Ein schöner Beleg für die Gewährleistung von Wettbewerb bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.
Veränderte Blickwinkel
Die im Kalender verwandten Fotos aus Bonn und Umland stammen von den beiden Bonner Journalisten Volker Lannert und Benjamin O’Daniel. Sie zeigen bekannte Motive, allerdings aus einer ungewohnten Perspektive. “Alltägliches und Unspektakuläres erfährt dadurch eine neue Sichtweise”, so Direktor Tiedtke.
Man darf wohl sagen, dass gemeinhin auch das Beschaffungsamt als eher unspektakulär wahrgenommen wird. Dabei mag ein “Amt” im Namen nicht gerade hilfreich sein. Schaut man sich aber einmal, z.B. in diesem Kalender, an, welche bedeutenden Beschaffungsvorhaben es umsetzt, so erfährt auch dies eine ganz andere Betrachtung.
Eine Auswahl an Daten und Fakten der Tätigkeit des Beschaffungsamtes in 2009 finden Sie hier.
Alternativ den Tätigkeitsbericht 2009/2010 in Kalenderform (als PDF) hier.
Der Autor Marco Junk ist Rechtsanwalt und Bereichsleiter Vergaberecht beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM), Berlin. Mehr Informationen finden Sie in unserem Autorenverzeichnis.
Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Betriebsw. Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Seit 2022 ist Marco Junk zudem als Leiter Regierungsbeziehungen für Eviden tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.
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