Das ist uns im Vergabeblog zumindest der Erwähnung wert: Die Web-Auftritte der Bundesregierung sollen technisch, gestalterisch und funktionell auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Dazu hat das Bundespresseamt (BPA) einen umfassenden, auf vier Jahre angelegten Rahmenvertrag vergeben. Neben klassischen Webauftritten steht dabei auch das Thema “Social Media” im Pflichtenheft.
Arbeitsteilung
Den Zuschlag erhielt die Materna GmbH als Generalunternehmer gemeinsam mit der Berliner Agentur Aperto und der Düsseldorfer Agentur Babiel. Die drei Partner sollen Planung, Gestaltung, Migration, Betrieb, Hosting und Weiterentwicklung der Webseiten der Bundesregierung übernehmen – also im Grunde alles bis auf deren Content. Zum Portfolio der Regierung gehörten u.a. die stark besuchten Seiten bundesregierung.de und bundeskanzlerin.de, aber auch die weniger bekannte dialog-nachhaltigkeit.de.
Materna ist dabei für die Gesamtsteuerung sowie technische Konzeption und Realisierung verantwortlich. Aperto übernimmt die inhaltliche Gestaltung und die barrierefreie Frontend-Umsetzung der Web-Auftritte. Babiel, bislang schon Partner des BPA für Hosting und technischen Support, verantwortet weiterhin den technischen Betrieb in ihrem Rechenzentrum.
Zum Einsatz kommt dabei weiterhin der Government Site Builder (GSB), der als zentrale Content-Management-Lösung für die Webangebote der deutschen Bundesverwaltung im Rahmen der E-Government-Initiative BundOnline 2005 für die Internet-, Intranet- sowie Extranet-Aktivitäten der Bundesverwaltung entwickelt wurde und z.B. auch von bund.de genutzt wird.
Web allein war gestern
Der nun vergebene Rahmenvertrag umfasst auch das Thema “Social Media”, also Facebook, Twitter und deren Derivate, oder, allgemeinverständlicher, die Nutzung digitaler Medien und Technologien, die es ermöglichen, sich untereinander auszutauschen und mediale Inhalte einzeln oder in Gemeinschaft zu gestalten.
So nutzt inzwischen sogar Regierungssprecher Steffen Seibert neben den klassischen Kommunikationskanälen auch den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter, der für eine Nachricht maximal 140 Zeichen erlaubt (siehe Foto).
Dies hatte allerdings unlängst zu einigem Wirbel bei den Hauptstadtjournalisten geführt, als Seibert im Februar allein mit
“#Kanzlerin reist Anfang Juni zu offiziellem Besuch nach Washington zu Gesprächen mit Präs. #Obama und Verleihung der Medal of Freedom.“
eben hierrüber informierte. Keine offizielle Pressemitteilung, nur 134 elektronische Zeichen. Willkommen in der Gegenwart, liebe hauptamtliche Kollegen.
Was vom Tage übrig bleibt
…wird also künftig noch mehr und noch besser aufbereitet im Internet zu lesen sein. Bei aller berechtigen Freude über derlei Regierungsaktivitäten sollten man aber Eines nicht vergessen: Am Ende zählt nicht die Form, sondern deren Inhalt. Da im Gegensatz zu konventionellen Webauftritten Social Media üblicherweise vorsieht, diesen von den Lesern kommentieren und/oder bewerten zu lassen, eröffnen sich neue, spannende Möglichkeiten. Es wäre schön wenn man dort, wo es sich im Rahmen der dann neugestalteten Webauftritte anbietet, den Mut aufbringt, diese zuzulassen.
Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Betriebsw. Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Seit 2022 ist Marco Junk zudem als Leiter Regierungsbeziehungen für Eviden tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.
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