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Deutschland im digitalen Vergleich in der EU an Platz zwölf

Wie es um die Digitalisierung in der EU steht und in welchen Bereichen die Mitgliedstaaten Fortschritte gemacht haben, zeigt der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) für 2020, den die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel veröffentlicht hat. Finnland, Schweden, Dänemark und die Niederlande stehen bei der Gesamtleistung im digitalen Bereich in der EU an der Spitze. „Deutschland steht beim europäischen Vergleich der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft an zwölfter Stelle. Da geht noch mehr. Die Daten zeigen, dass Deutschland in den meisten Rubriken gutes Potenzial hat“, sagte Jörg Wojahn, Vertreter der EU-Kommission in Deutschland. „Ich freue mich auf eine enge Zusammenarbeit in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, um gemeinsam ein innovatives, technologisch souveränes und nachhaltiges digitales Europa voranzubringen.

Laut DESI 2020 wurden in allen Mitgliedstaaten und in allen im Index gemessenen Schlüsselbereichen Fortschritte erzielt. Dies ist im Kontext der COVID-19-Pandemie umso wichtiger, denn sie hat gezeigt, dass digitale Technik inzwischen eine ganz wesentliche Rolle spielt. Zudem zeigt der Bericht, dass die EU-Mitgliedstaaten ihre Bemühungen verstärken sollten, um eine bessere Abdeckung mit Netzen mit sehr hoher Kapazität, die Zuteilung von 5G-Frequenzen im Interesse der kommerziellen Einführung von 5G-Diensten, die Erweiterung der digitalen Kompetenzen der Bürger und die weitere Digitalisierung von Unternehmen und des öffentlichen Sektors zu erreichen.

Die größten EU-Volkswirtschaften gehören nicht zur Spitzengruppe, was dafür spricht, dass das Tempo der Digitalisierung angezogen werden muss, wenn die EU die doppelte Herausforderung des ökologischen und des digitalen Wandels meistern will. In den letzten 5 Jahren hat Irland die bedeutendsten Fortschritte gemacht, gefolgt von den Niederlanden, Malta und Spanien. Gemessen am DESI-Wert liegen diese Länder auch deutlich über dem EU-Durchschnitt.

Ergebnisse für Deutschland

In der Dimension Konnektivität ist Deutschland bei der 5G-Bereitschaft mit einem hohen Anteil an Festnetz-Breitbandanschlüssen führend in der EU. Hinsichtlich der Abdeckung der Netze mit sehr hoher Kapazität (Very High Capacity Networks – VHCN) liegt Deutschland allerdings nur auf Rang 21 und damit unter dem EU-Durchschnitt. Ebenso erreicht es bei den der digitalen öffentlichen Dienste nur den 21. Platz.

In der Dimension Humankapital steht Deutschland zumindest bei den grundlegenden digitalen Kompetenzen und den grundlegenden Softwarekompetenzen an fünfter Stelle. Deutsche Unternehmen nutzen verstärkt soziale Medien, haben jedoch keine Fortschritte bei der Integration der Digitaltechnik erzielt. Bei der Nutzung von Online-Diensten belegt Deutschland den neunten Platz, da die deutsche Bevölkerung im Internet sehr aktiv ist.

Nur fünf Prozenz der Deutschen haben das Internet noch nie genutzt, und 84 Prozent kaufen online ein. Bei der Inanspruchnahme von E-Government-Diensten belegt Deutschland mit einer Quote von nur 49 Prozent den 26. Platz. In diesem Bereich liegt die größte digitale Herausforderung für Deutschland. Bund und Länder haben mehrere Maßnahmen zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes ergriffen, um die Situation zu verbessern.

Hauptergebnisse in den fünf digitalen Bereichen für alle Mitgliedstaaten

Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft verfolgt die Fortschritte der Mitgliedstaaten in den fünf wesentlichen Politikbereichen Konnektivität, digitale Kompetenzen, Internetnutzung durch Privatpersonen, Integration digitaler Technik durch Unternehmen und digitale öffentliche Dienste

Die Konnektivität hat sich verbessert, aber es muss noch mehr getan werden, um die stark wachsende Nachfrage zu decken. Die Mitgliedstaaten arbeiten an der Übernahme der neuen, 2018 verabschiedeten EU-Vorschriften in ihre nationalen Rechtsordnungen, um Investitionen in Festnetz- und Mobilfunknetze mit sehr hoher Kapazität zu fördern. 2019 war der Anteil der Privathaushalte mit einem Festnetz-Breitbandanschluss auf 78 Prozent gestiegen gegenüber 70 Prozent fünf Jahre zuvor, und fast die gesamte europäische Bevölkerung ist durch 4G-Netze abgedeckt. Aber erst 17 Mitgliedstaaten haben bereits Funkfrequenzen der 5G-Pionierbänder zugeteilt (5 Länder mehr als letztes Jahr). Finnland, Deutschland, Ungarn und Italien sind bei der 5G-Bereitschaft am weitesten fortgeschritten. Für 44 Prozent der Haushalte in der EU sind feste Breitbandnetze mit sehr hoher Kapazität verfügbar.

Im Bereich der digitalen Kompetenzen müssen mehr Fortschritte erzielt werden, denn die Coronavirus-Krise hat gezeigt, dass adäquate digitale Kompetenzen eine Voraussetzung dafür sind, dass Bürgerinnen und Bürger auf Informationen und Dienste zugreifen können. Nach wie vor verfügt ein großer Teil der EU-Bevölkerung (42 Prozent) noch nicht einmal über digitale Grundkenntnisse. Im Jahr 2018 arbeiteten EU-weit rund 9,1 Millionen Menschen als IKT-Fachkräfte, 1,6 Millionen mehr als vier Jahre zuvor. 64 Prozent der großen Unternehmen und 56 Prozent der KMU, die 2018 IKT-Fachkräfte einstellten, gaben an, dass offene Stellen für IKT-Fachkräfte nur schwer zu besetzen waren.

Während der Pandemie ist die Nutzung des Internets stark gestiegen, aber dieser Trend ist nicht neu, denn auch vor der Krise nutzten 85 Prozent das Internet mindestens einmal pro Woche gegenüber 75 Prozent im Jahr 2014. Bei den Videoanrufen war der größte Anstieg zu verzeichnen, nämlich von 49 Prozent der Internetnutzer im Jahr 2018 auf 60 Prozent im Jahr 2019. Internet-Banking und Online-Shopping haben ebenfalls an Beliebtheit gewonnen und werden von 66 Prozent bzw. 71 Prozent der Internetnutzer genutzt.

Die Digitalisierung der Unternehmen schreitet voran , wobei große Unternehmen in Führung liegen. 38,5 Prozent der großen Unternehmen nutzen bereits fortgeschrittene Cloud-Dienste, und 32,7 Prozent gaben an, dass sie Massendatenanalysen („Big Data Analytics“) heranziehen. Allerdings nutzt die überwiegende Mehrheit der KMU diese digitale Technik noch nicht, denn nur 17 Prozent nehmen Cloud-Dienste in Anspruch und nur 12 Prozent Massendatenanalysen. Was den elektronischen Handel betrifft, so verkauften 2019 nur 17,5 Prozent der KMU Produkte oder Dienstleistungen online, was einem nur sehr geringen Anstieg um 1,4 Prozentpunkte gegenüber 2016 entspricht. Im Gegensatz dazu nutzten 39 Prozent der Großunternehmen 2019 den Online-Verkauf.

Um den Online-Handel zu fördern, hat sich die EU auf eine Reihe von Maßnahmen verständigt, die von der Beseitigung ungerechtfertigter grenzübergreifender Hindernisse über die Förderung einer günstigeren grenzüberschreitenden Paketzustellung bis hin zum Schutz der Rechte von Online-Kunden und der Förderung des grenzübergreifenden Zugangs zu Online-Inhalten reicht. Seit Dezember 2018 haben Verbraucher und Unternehmen das Recht, ungeachtet ihrer Staatsangehörigkeit oder ihres Wohn- bzw. Standorts EU-weit die besten Online-Angebote zu nutzen.

Bei den Behördendiensten und im Gesundheitswesen geht die Entwicklung immer mehr in Richtung digitale öffentliche Dienste, sodass Regierungen, Verwaltungen und Unternehmen effizienter arbeiten und Kosten einsparen können, mehr Transparenz gegeben ist und die Bürgerinnen und Bürger mehr am politischen Leben teilnehmen können. 67 Prozent der Internetnutzer, die 2019 Formulare bei einer Behörde einreichten, haben dies auf elektronischem Wege getan. 2014 waren es erst 57 Prozent, und dies zeigt, dass IKT-gestützte Dienste in der Nutzung praktischer und bequemer sind als papiergestützte Dienste. Die Spitzenreiter in diesem Bereich sind Estland, Spanien, Dänemark, Finnland und Lettland.

Im Kontext des Aufbauplans für Europa, der am 27. Mai 2020 verabschiedet wurde, fließen DESI-Daten in die länderspezifischen Analysen ein, die den digitalen Empfehlungen des Europäischen Semesters zugrunde liegen. Dies wird den Mitgliedstaaten dabei helfen, ihren Reform- und Investitionsbedarf zielgenau zu ermitteln und Prioritäten festzulegen, und so die Inanspruchnahme der Aufbau- und Resilienzfazilität im Umfang von 560 Mrd. Euro erleichtern. Die Fazilität stellt Mittel für die Mitgliedstaaten bereit, damit sie ihre Volkswirtschaften resilienter machen können, und sie stellt sicher, dass die Investitionen und Reformen die grüne und die digitale Wende fördern.

Hintergrund

Der jährlich veröffentlichte Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft misst die Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten auf dem Weg zur digitalen Wirtschaft und Gesellschaft auf der Grundlage von Eurostat-Daten, Fachstudien und speziellen Erhebungsmethoden. Die DESI-Berichte 2020 basieren auf Daten von 2019. Um die Methodik zu verbessern und den neuesten technologischen Entwicklungen Rechnung zu tragen, wurden in der Ausgabe von 2020 verschiedene Änderungen vorgenommen. Unter anderem wird nun auch die Abdeckung mit Festnetzen mit sehr hoher Kapazität (VHCN) berücksichtigt. Die DESI-Werte wurden unter Berücksichtigung der Änderungen in der Indikatorenauswahl und vorgenommener Berichtigungen der zugrundeliegenden Daten für alle Länder neu berechnet. Daher haben sich Werte und Rangfolgen der Länder gegenüber früheren Veröffentlichungen möglicherweise geändert. Da es sich um die Zahlen für das Jahr 2019 handelt, wurde das Vereinigte Königreich im DESI 2020 und bei der Berechnung der EU-Durchschnitte berücksichtigt.

Quelle: EU Kommission

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