Immer wieder stolpert man über Ausschreibungen, die neugierig machen, was denn dahinter steckt: So die aktuelle öffentliche Ausschreibung der EU-Kommission, Generaldirektion Informationsgesellschaft und Medien, veröffentlicht im Amtsblatt der EU unter der Doc-ID 204971-2011 vom 1. Juli: “Quantifizierung der öffentlichen Auftragsvergabe im Bereich Erforschung und Entwicklung von IKT-Lösungen in Europa.”
Der Auftrag wird weiter wie folgt beschrieben:
Sammlung quantitativer Beweise über den Umfang an F&E einerseits und die Anzahl an IKT-Produkten und -Dienstleistungen andererseits, die von öffentlichen Auftraggebern in den EU-Mitgliedstaaten und in assoziierten Staaten (auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen: beispielsweise auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene) beschafft werden, Erstellen von Querverweisen zwischen diesen 2 Datensätzen unter Angabe quantitativer Nachweise für den Umfang von IKT-bezogener F&E, die von öffentlichen Auftraggebern beschafft wird, zusammenfassende Darstellung dieser Daten, aus der hervorgeht, in welchen Hauptbereichen des öffentlichen Interesses (öffentlicher Verkehr, elektronische Behördendienste, Energie, Umwelt, Gesundheitsversorgung, Sicherheit) die vorstehend genannten Beschaffungsausgaben anfallen.
Immerhin beträgt der maximale Auftragswert dieser auf 24 Monate angelegten Studie 400.000 EUR.
Aber was kann die Kommission mit den Erkenntnissen über den Umfang von F&E-Auftragsvergaben im ITK-Bereich anfangen – bzw. was will die damit anfangen? Mit der geplanten großen Novelle der EU-Vergaberichtlinien dürfte es tatsächlich nichts zu tun haben, denn dann wäre der Auftrag von der Generaldirektion Binnenmarkt ausgeschrieben worden.
Marco Junk
Der Jurist Marco Junk gründete im Jahr 2007 den Vergabeblog und 2010 gemeinsam mit Dipl.-Kaufmann Martin Mündlein das Deutsche Vergabenetzwerk (DVNW). Er begann seine berufliche Laufbahn im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und war danach als Bereichsleiter Vergaberecht beim Digitalverband bitkom tätig. Im Jahr 2011 leitete er die Online-Redaktion des Verlags C.H. Beck. Von 2012 bis 10/2014 war er Mitglied der Geschäftsleitung des bitkom und danach bis 10/2021 Geschäftsführer des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Seit 2022 ist Marco Junk zudem als Leiter Regierungsbeziehungen für Eviden tätig. Seine Beiträge geben ausschließlich seine persönliche Meinung wieder.
Schreibe einen Kommentar