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Nachhaltige Kleidung: Lieferketten könnten Gamechanger sein

Die Textilindustrie sorgt aus Sicht von Viola Wohlgemuth, Konsumexpertin bei Greenpeace Deutschland, für ein „großes Umwelt- und Menschenrechtsproblem“. Zehn Prozent der globalen Treibhausgase und 35 Prozent des Eintrages von Mikroplastik in die Meere gingen auf die Produktion der Textilindustrie zurück, sagte sie während eines öffentlichen Fachgespräches im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung am Mittwochabend zum Thema „Nachhaltige Kleidung“. 25 Prozent der Textilien kämen gar nicht erst in den Verkauf und nur ein Prozent würden weltweit recycelt, sagte Wohlgemuth. Sie forderte eine Überarbeitung der europäischen Chemikalienverordnung REACH sowie sanktionierbare klimabezogene Sorgfaltspflichten im neuen EU-Lieferkettengesetz.

Aus Sicht der Greenpeace-Expertin Wohlgemut darf es keine Einleitung von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien „entlang der kompletten Lieferkette“ geben. Benötigt werde eine transparente Umsetzung im Chemikalienmanagement, kombiniert mit einer erweiterten Herstellerverantwortung. Daher müsse das Grundprinzip der REACH-Verordnung geändert werden. Statt nur darauf zu schauen, das die Produkte so lange gewaschen werden, bis sie europäischen Grenzwerten entsprechen, müsse dafür Sorge getragen werden, dass solche Chemikalien bei der Produktion in Asien gar nicht erst eingesetzt werden. „Was hier krebserregend ist, ist es auch in Bangladesch und in Indien“, sagte sie. So etwas dürfe gar nicht erst in Umlauf gebracht werden.

Lieferketten könnten aus Sicht von Greenpeace ein Gamechanger sein, sagte Wohlgemuth. „Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir in den Herstellungsländern ansetzen.“ Mit dem EU-Lieferkettengesetz könne man das Problem angehen. Die klimabezogenen Sorgfaltspflichten müssten „sanktionierbar“ darin integriert werden, betonte sie. Die Bundesregierung untergrabe jedoch diesen Klimaschutzhebel, indem sie sich gegen eine Sanktionierbarkeit stelle. „Das darf nicht sein“, befand Wohlgemuth.

Über die durchaus vorhandenen Möglichkeiten einer umweltfreundlichen und sozialen Produktion mit nachhaltigen Materialien sowie die damit verbundenen Herausforderungen sprach Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoor-Ausrüsters VAUDE und Vorstand beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft. Da die mit einer solchen Produktion verbundenen Mehrkosten „im Grunde das übersteigen, was der Kunde bereit ist zu zahlen“, brauche es politische Unterstützung, damit mehr Unternehmen diesen Weg gehen, sagte Dewitz.

Von Dewitz erläuterte vor den Abgeordneten den Ansatz ihres Unternehmens. Beim Design der Produkte werde unter anderem auf die Reparierfähigkeit geachtet. Mit Blick auf die Recyclingfähigkeit werde Monomaterial genutzt. Bei der Auswahl der verwendeten Materialien werde auf vorhandene Standards gesetzt. Die Lieferanten von VAUDE seien zu einhundert Prozent auditiert, sagte Dewitz. Mehr als 90 Prozent der Produkte entsprächen dem Meta-Label „Green Shape“. Zu mehr als 70 Prozent würden recycelte Materialien genutzt. „Eine nachhaltige Transformation ist möglich“, betonte die VAUDE-Geschäftsführerin. Sie sei ein starker Innovationstreiber, schaffe eine hohe Zukunftsorientierung und bilde ein wichtiges Markenfundament.

Verbunden damit seien aber auch ein höherer Aufwand und höhere Kosten. Auch sei die Umstellung auf erneuerbare Energien in den Lieferketten extrem schwierig, sagte Drewitz. Als „förderliche politische Rahmenbedingungen“ benannte sie unter anderem eine CO2-Bepreisung, die auch auf Materialien durchschlägt, eine Ausrichtung der öffentlichen Beschaffung auf nachhaltige Standards sowie eine Mehrwertsteuerreduzierung für nachweislich nachhaltige Produkte.

Quelle: Bundestag

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